Interview mit Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp AG
MEIN MANN, THOMAS RÖTHIG, HATTE DIE GELEGENHEIT, EIN KURZES INTERVIEW MIT JÖRG UTECHT ZU FÜHREN. HERR UTECHT FÜHRT DIE INTERHYO AG SEIT 1. APRIL 2017 ALS VORSTANDSVORSITZENDER.
T. R.: Herr Utecht, Interhyp ist mit weitem Abstand Marktführer unter den Vermittlern für private Baufinanzierungen in Deutschland. Was ist denn der Vorteil, wenn ich als Immobilienkäufer zu Ihnen und nicht zu einer Bank gehe?
J. U.: Neben einer vielfach ausgezeichneten Beratung sind wir nicht auf das Finanzierungsprodukt eines Instituts beschränkt: Mit über 400 Instituten auf unserer Plattform haben wir einen breiten Marktüberblick und schaffen entsprechende Transparenz für den Kunden. Und das ganz ohne Extrakosten.
T. R.: Mit diesem Marktüberblick vor Augen: Wo liegen denn die Bestkonditionen für eine klassische Zehn-Jahres-Finanzierung?
J. U.: Im Oktober waren hier, beste Bonität und entsprechendes Eigenkapital vorausgesetzt, durchaus 0,5 Prozent und weniger möglich. Auch wenn sich die Zinsen zuletzt wieder ein wenig nach oben bewegt haben, ist und bleibt das ein historisch günstiges Umfeld.
T. R.: Diese Zinsen treiben die Nachfrage nach Immobilien und damit auch die Preise kräftig an. Wie stehen Sie zur Diskussion um eine Immobilienblase?
J. U.: Die Preisentwicklung gerade in einem Ballungsraum wie München ist in der Tat sehr speziell. Und dass es damit zunehmend auch für Gutverdiener schwierig wird, in einer Stadt wie München Wohneigentum zu erwerben, finde ich persönlich schwierig. Technisch betrachtet resultiert eine Immobilienblase aber immer aus einer Finanzierungsblase – also extremer Zunahme der ausgereichten Finanzierungen bei zugleich immer laxeren Finanzierungsstrukturen. Und dafür sehen wir auch weiterhin keine Anzeichen: Zum einen bewegt sich das laut Bundesbank vergebene Kreditvolumen zwar auf einem höheren Niveau als noch 2015, aber von einer extremen Zunahme kann keine Rede sein. Und die Finanzierungsstrukturen bei uns sind ausgesprochen solide: Einhergehend mit den Preisen ist auch der Eigenkapitaleinsatz in der Erstfinanzierung auf bundesweit durchschnittlich gut 100.000 Euro gestiegen. Die Tilgung liegt solide über drei Prozent, und die Zinsbindung erreicht im Mittel über 13 Jahre.
T. R.: Welche Finanzierungsstruktur raten Sie denn Ihren Kunden?
J. U.: Da gibt es nicht die eine. Die Immobilienfinanzierung ist – genau wie der Erwerb einer Immobilie – eine ausgesprochen individuelle Angelegenheit. Und genau da setzen wir ja auch an – aufbauend auf einer umfassenden Analyse und Beratung die optimale Finanzierungsstruktur zu finden, die perfekt zu diesen Bedürfnissen passt. Aber eines lässt sich schon sagen: Als Eigennutzer sollte man dieses Zinsniveau möglichst lange festschreiben – am besten für 15 oder auch 20 Jahre. Und die Tilgung sollte in diesem Umfeld möglichst bei drei Prozent oder darüber liegen, damit die Finanzierung auch in einer realistischen Zeit abbezahlt ist. Übrigens: Wer sein Darlehen mit einem sogenannten Volltilger innerhalb der vereinbarten Laufzeit vollständig zurückzahlt, bekommt in der Regel noch einmal einen Bonus bei den Zinsen.
T. R.: Und wie sieht es beim Kapitalanleger aus?
J. U.: Angesichts der genannten Zinsniveaus ist die Motivation, mit Schuldzinsen Steuern zu optimieren, weitgehend entfallen. Dementsprechend findet sich im Kapitalanleger-Segment eine ähnliche Solidität. Waren das früher vielfach Steueroptimierer mit Vollfinanzierungen, sehen wir heute Investoren mit längerfristigem Horizont und Eigenkapitalquoten zwischen 20 und 30 Prozent.
T. R.: Alle Welt redet über Digitalisierung. Sie sind vor fast 20 Jahren als reiner Online-Baufinanzierungsvermittler gestartet, verfügen heute aber über mehr als 100 Standorte, wo Baufinanzierungsspezialisten ihre Kunden persönlich von Angesicht zu Angesicht beraten. Ein ungewöhnlicher Weg.
J. U.: Das könnte man auf den ersten Blick denken, entspricht aber genau den Bedürfnissen der Kunden: Heute informiert sich de facto jeder Kunde zunächst im Netz. Und immer mehr Menschen erwarten dort nicht nur Tabellen und Text, sondern interaktive Tools und digitale Unterstützung, die sie auf der Reise ins eigene Zuhause begleiten. ABER: Selbst Digital Natives suchen bei der zumeist bedeutendsten finanziellen Entscheidung im Leben nach einem kompetenten persönlichen Partner. Und genau dieses Zusammenspiel von Mensch und Technik bieten wir – und zwar so, dass der Kunde immer frei wählen kann, welchen Weg er nun gerade nutzen will.
T. R.: Lieber Herr Utecht, vielen Dank für das interessante Gespräch.